Newsletter

Liebe alle!

   Amanda Schulenburg

Mit den Frühlingsgefühlen und den langsam immer wärmeren, helleren Tagen kommt bei mir immer der Wunsch nach Neuem auf - und die Semesterferien bieten glücklicherweise genügend Raum, ganz viel Neues zu probieren. Hier möchte ich einige Anregungen teilen: Gedankenanstöße, Gesprächskatalysatoren und Gestaltungsideen für die vorlesungsfreie Zeit. Dieser Newsletter wirft einen Blick zurück auf das vergangene Semester voller unglaublich spannender Voices for Climate Abende, bewegender und bereichernder Projekte und lösungsorientierter Diskussionen – dafür sind wir vom Zukunftsmodul euch super dankbar! Auch im Sommersemester erwarten euch spielerische Möglichkeiten, Projekte anzupacken, wie das Climate Lab und das Wald-Zukunfts-Coaching! Viel Spaß beim Lesen!

Das Holozän wertschätzen

Ein eindeutiges Semesterhighlight, an das ich gerne kurz erinnern möchte, ist der Voices for Climate Kinoabend mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Joachim Schellnhuber (ich glaube, die ganzen Titel sprechen für sich aus, dass der Mann viel Wissen weiterzugeben hat). Gedanken über „einen ungewöhnlichen Weg aus der Klimakrise“, die so charismatisch vorgetragen wurden, dass ich sie hier nur schlechter nacherzählen könnte. Falls verpasst, schaut euch also unbedingt den Livestream der Kinovorlesung an!

Vielleicht geht es euch nach dem Vortrag ähnlich wie mir und euch fliegen ganz viele Gedanken und Assoziationen durch den Kopf. Durch die Arbeit beim Zukunftsmodul habe ich angefangen, Klima und Nachhaltigkeit in allen möglichen Alltagsmomenten mitzudenken. Wie viel Energie und Weg beispielsweise im Kaffee steckt, den ich morgens so gerne mit meinem Hafermilchschäumchen trinke. Oder wie der Lennebergwald in einigen Jahren aussehen wird, der grade so wohligen Schatten unter der ersten Frühlingssonne spendet.

Aber zuerst haben mich die von Herrn Schellnhuber geteilten Gedanken und Bilder an ein Gedicht erinnert, was ich vor Wochen auf dem Nachhauseweg an einer Kioskscheibe habe kleben sehen. Verfasst wurde es 2002 von Bernhard Sturm, der laut Kioskbesitzer Lehrer und klimaaktivistisch unterwegs sei. Da ich ihn nicht finden und fragen konnte, ob ich es hier veröffentlichen darf, gestaltet sich dieser Impuls als eine kleine Ausflugsmission: das Gedicht mit dem Namen „In den Tropen“ findest du an der Scheibe des Kiosk 2000 in der Frauenlobstraße. Bin gespannt, was ihr denkt!

 

Welt in Worten: Sprache in der Klimakrise

In der Klimakrise heißt es: offenbleiben. Offen für Ansätze, die vielleicht überraschen. Offen für Impulse, Gespräche, neue Perspektiven. Hier möchte ich von einer Perspektive erzählen, die mich in der zweiten Hälfte des Semesters besonders inspiriert hat: die Perspektive aus der Übersetzung von Prof. Dr. Angela Kölling.

Ein Gespräch, das kaum Fragen beantwortet, dafür viele Fragen ausgeworfen hat. Was bedeutet es z.B., wenn wir von einem grünen Miteinander, einer grünen Zukunft sprechen? Grün ist landbezogen: Wälder, Wiesen, Pflanzen. Hingegen türmen sich hinter dem Wort blau ganze Meereswelten auf. Nicht zu Unrecht, denn der größte Teil unsere Erde besteht schließlich aus Ozeanen. Die blue humanities beschäftigen sich mit den weiten Tiefen des Meeres auf verschiedenste geisteswissenschaftliche Weisen.

Das Gespräch mit Frau Kölling lässt mich an meinen Deutschlehrer zurückdenken: dieser war der Überzeugung, man habe so viele Leben erlebt, wie Bücher gelesen. Ideen und Gedanken in literarischen Charakteren aufleben zu lassen, bietet auch kontroversen Perspektiven Freiraum, der wegen sozialem Druck nicht immer gegeben ist. Ebenso wie es nicht die eine richtige Perspektive gibt, gibt es nicht nur das eine richtige Wort, die eine richtige Übersetzung.

Denn Worte leben in Kontexten. Welcher Kontext angebracht ist, kann eine Übersetzungs-KI nur schlecht selbst entscheiden (noch nicht, zumindest). Und Übersetzung spielt in so viel mehr Kontexten eine Rolle als nur von einer Fremdsprache in die Eigene. Die Übersetzung in juristische Sprache beispielsweise, um aus Werten und Ideen klare Anweisungen für eine gemeinsame Zukunft zu formulieren. Bei all den mit starken Worten gefüllten Reden und Texten kommt es letztendlich darauf an, Begriffe in unserer Lebensweise für ihre Bedeutung haltbar zu machen. Kurzum: wir müssen tun, von was wir sprechen, ansonsten sind auch starke Worte nur leere Hüllen.

Einen Raum genau dafür bietet ab dem Sommersemester wieder das Climate Lab – ein Einblick in ein Projekt aus dem vergangenen Jahr sowie ein Ausblick auf das kommende Semester erwarten euch in den nächsten Artikeln!

Für diejenigen, die nicht bis dahin warten wollen, möchte ich hier eine tolle Achtsamkeitsübung teilen, die mir nach dem Gespräch mit Frau Kölling in den Sinn gekommen ist. Denn auch wenn starke Worte noch keine Handlung bedeuten, hilft die sprachliche Reflexion unserer Umwelt sehr, sich nicht in der oft so diffus-abstrakten Komplexität der Klimakrise zu verlieren. Greifbarer wird vieles, wenn man es im Kleinen betrachtet: zum Beispiel durch die Praxis des nature writing an deinem Mainzer Lieblings-Natur-Ort:

Anleitung zum Nature Writing

Such dir einen Ort, der dich anspricht und nimm dir ein wenig Zeit, es dir dort gemütlich zu machen. Lass deine Umgebung auf dich wirken. Stift und Papier im Gepäck kannst du direkt in deinem Fleckchen Natur anfangen aufzuschreiben, wie du den Ort und dich darin wahrnimmst. Das kann ganz abstrakt, poetisch, gefühlsbetont oder beschreibend sein. Als wundervolle Orte dafür kommen mir

der Stadtpark, der Mainzer Sand, die Maaraue oder der Lennebergwald in den Kopf – aber vielleicht hast du ja schon eine eigene Idee.

Einige Fragen, die du dir dabei stellen kannst:

· Was hörst du? Was riechst du? Was siehst du? Was nimmst du wahr, wenn du die Augen schließt?

· Wie fühlt sich der Boden unter dir an, wie unterscheidet sich dieser von gewohntem Untergrund?

· Welche Assoziationen kommen auf? Weckt der Ort Erinnerungen, Gefühle in dir?

· Wie siehst du den Ort wachsen? Was wünschst du dir für seine Zukunft?

· Wer ist für diesen Ort und dessen Wohlergehen verantwortlich? Wer kann auf diesen Ort Einfluss nehmen - im positiven sowie im negativen Sinne?

· Welche Wirkung haben globale Strukturen auf dieses kleine Stückchen Erde?

Deiner Umsetzung sind hierbei keine Grenzen gesetzt – es kommt auf die Achtsamkeit und die Reflektion an. Vielleicht zeichnest, malst oder fotografierst du ja lieber, als zu schreiben? Egal auf welche Weise du dich mit deinem Stückchen Natur auseinandersetzt, die fällt bestimmt etwas Spannendes und Schützenswertes auf, an dem du sonst vorbeigelaufen wärst.

Außerdem: Im Wald-Zukunfts-Coaching im nächsten Semester lernst du nicht nur tolle Wälder in der Umgebung kennen, in denen du beides wunderbar machen kannst. Du lernst auch, wie diese geschützt und erhalten werden können - mehr dazu hier.

 

Lass reden… ein Climate Lab Projekt

Wie bringt man Menschen mit der Klimakrise in Kontakt, die nicht eh schon an Nachhaltigkeit interessiert sind? Wie fängt man Gespräche an, um nicht abzuschrecken, sondern das eigene Handlungsbewusstsein zu stärken? Gedanken darüber hat sich die Begegnungsgruppe im Rahmen des Climate Labs gemacht. Hier einige Gesprächskatylisatoren für WG-Abende, das Telefonat mit den Großeltern, den Austausch mit Politiker:innen oder jede mögliche Situation, in der ihr zu Klimagedanken anregen wollt.

Lass reden…

… welchen Beitrag dein Arbeitgeber für den Klimaschutz leisten kann

… wie sich deine Heimat entwickelt und wie sie in Zukunft aussehen soll

… wie wir für die Freiheit, nicht auf Kosten anderer zu leben, begeistern

… wie wir verhindern, dass 36° und noch heißer monatelang normal werden

… aber nicht über Kaffeebecher und Einkaufstüten, sondern darüber, wie wir aus den fossilen Energien herauskommen.

Der Ansatz der Gruppe war, Gespräche über die Klimakrise ausgehend von der Lebenswelt des Gegenübers zu starten. Um die Begegnungsimpulse zu testen, wurden verschiedene Zusammenkünfte organisiert, beispielsweise Glühweinstände auf dem Campus. Von Ideenfindung bis zu den Glühwein-Testläufen und Auswertung der Gespräche wurde das Projekt im Climate Lab Projektseminar begleitet. Wie es ist, mal ein ganz eigenes (Herzens-)Projekt in einer interdisziplinären Gruppe umzusetzen, kannst du beim nächsten Climate Lab erleben – die Anmeldung dafür läuft über Jogustine. Nora aus der Begegnungsgruppe berichtet über ihre Erfahrung: „Im Climate Lab lernen wir nicht unbedingt mehr über die Klimakrise, sondern lernen, mit ihr umzugehen“. Mehr über das Climate Lab im nächsten Semester findet ihr sowohl bei den nachhaltigen News in diesem Newsletter als auch auf der Webseite.

Zukunftsmodul Uni Mainz (@zukunftsmodul) • Instagram-Fotos und -Videos

 

Nachhaltige News

Rückblick

Gemeinsam auf der Überholspur zu nachhaltiger Mobilität - Verkehrswende in Mainz (organisiert von Zukunftsmodul und Naturschutzjugend).

Wir tauchen ein: in einer lebhaften Fishbowl-Diskussion ging es am 19. Januar um die Mainzer Verkehrspolitik und konkrete Maßnahmen für eine zukunftsfähige Mobilität. Am Diskutieren waren Politiker*innen, Wissenschaftler*innen sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger – was dabei Spannendes herauskam, findet ihr hier.

 

Ausbau von ÖPNV und Fahrradverkehr

Ein zentraler Punkt der Diskussion war der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) in Mainz. Hierbei wurde nicht nur die Erweiterung des innerstädtischen ÖPNV-Netzes, sondern auch der Ausbau in umliegenden Stadtteilen als dringend notwendig erachtet. Plädiert wurde zudem für den Ausbau des Fahrradnetzes. Frau Döres, stellvertretende Vorsitzende des allgemeinen deutschen Fahrradclubs (adfc) betonte die wachsende Bedeutung des Radverkehrs in Mainz, der in der Innenstadt bereits einen Anteil von 31% ausmacht – ein Anstieg um 5% im Vergleich zu den Vorjahren. Allerdings fehle die passende Rad-Infrastruktur, was vermehrt zu Unfällen führe. Als konkrete Vorschläge für einen nachhaltigeren Mainzer Verkehr wurden die Förderung von Carsharing, die Senkung der ÖPNV-Preise, die Verlängerung der Fußgängerzone im Höfchen und die Einführung von Durchgangsverboten für Autos in bestimmten Zonen formuliert.

 

Verkehrswende im Kopf

Eine Herausforderung an der Umsetzung konkreter Maßnahmen sei die Mentalität und Emotionalität der Bürger:innen, denn „es erfordert Mut, neues anzupacken“, so Wissenschaftler Herr Kraff von der technischen Universität Darmstadt. Es brauche daher eine „Verkehrswende in den Köpfen“ plädierte die Mainzer Politikerin Frau Steinkrüger. Als mögliche Lösung wurde die aktive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in den Entscheidungsprozess hervorgehoben. Partizipation und transparente Kommunikation sollen helfen, die Menschen von den notwendigen Veränderungen zu überzeugen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass viele Lösungen bereits vorhanden sind und es nun darum geht, sie gemeinsam umzusetzen. Die kommenden Schritte sollten darauf abzielen, die Bürgerinnen und Bürger aktiv einzubeziehen, konkrete Maßnahmen umzusetzen und gemeinsam eine nachhaltige Mobilität in Mainz zu gestalten.

 

Ausblick

Climate Lab: Wo Ideen sprießen und Nachhaltigkeit blüht

Mit dem Start des Sommersemesters 2024 beginnt auch wieder das Projektseminar "Climate Lab" für Studierende, die Lust haben, ein eigenes nachhaltiges Projekt zu planen und umzusetzen. Die Teilnahme ist fächerübergreifend möglich, sodass Studierende aller Fachbereiche willkommen sind, um zudem Leistungspunkte für ihr Studium zu sammeln. Hierbei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Studierende haben die Möglichkeit, sich mit aktuellen Herausforderungen der Klimakrise auseinanderzusetzen, nach originellen Lösungen zu suchen und ihre eigenen Ideen sowie

Kompetenzen in die Umsetzung einzubringen. Die Anmeldung erfolgt über Jogustine.

Wir freuen uns auf euch!

Seid gespannt auf…

Escape Game Lab: Spielerisch Klimakrise und Energiewende erleben

Im kommenden April startet an der Universität das "Escape Game Lab", ein innovatives Teamspiel, das Studierenden spielerisch Einblicke in die Themen Klimakrise und Energiewende vermittelt.

Wie bei klassischen escape games müssen Teilnehmende durch das Lösen von Rätseln und Bewältigen von Aufgaben versuchen, aus Räumen oder verschiedenen Szenarien zu entkommen. Das Besondere an diesem Escape Game Lab ist die Verknüpfung von unterhaltsamen Spielspaß und informativen Bildungsinhalten zum Thema Klimakrise und Energiewende. Teilnehmende werden nicht nur vor knifflige Aufgaben gestellt, sondern lernen dabei auch eine Menge über Treibhausgase, Kipppunkte, Meeresspiegelanstieg sowie über Energiequellen wie Photovoltaik und Energiespeicherung. Ein Lernerlebnis, das spielerisch Bewusstsein für drängende Umweltthemen schafft und Bildungsinhalte auf kreative Weise vermittelt.

Infos zu Zeitraum und Anmeldung folgen.